Sonntag, 3. Mai 2009

1. Mai 2009 - In Ulm brennt die Luft

Nachdem ich persönlich mein Mütchen wieder etwas abgekühlt hab, obwohl ich bereits den ganzen Tag damit beschäftigt bin die Strassenschlachten von gestern zu den Wortgefechten von heute in Foren werden zu lassen, möchte ich doch einmal versuchen den gestrigen Tag zusammen zu fassen. 

Wo alles begann: 
Ehingen am Bahnhof trafen wir uns in ner Gruppe von etwa 10 Personen zwischen 9:00 und 9:30 Uhr, der Plan frühzeitig anzutanzen ging also schonmal auf. Um 9:46 gings mit dem RB in Richtung Ulm. Wir wählten den RB um in Söflingen Aussteigen zu können, falls sich die Angaben, dass Team Green den Bhf dicht macht zutreffen würden. Die Entscheidung wahr wohl auch richtig, da wir nach knapp der halben Wegstrecke einen Anruf erhielten es wären die ersten Flaschen und Steine geflogen, am Bahnhof in Ulm würden folglich alle ankommenden in einen Kessel gepackt. Wir stiegen also in Söflingen aus und wanderten nach Ulm. 

In Ulm angekommen ging's als erstes auf den Münsterplatz, Leute treffen, Bierchen trinken, gemeinsam lachen und den weiteren Tag planen. Während wir unser Bier tranken und uns Unterhielten kamen schon diverse Nachrichten über Verhaftungen und kleinere Ausschreitungen, also packten wir nach und nach zusammen und bewegten uns um die Stadt zu erkunden. 
Kaum 10 Meter gekommen hieß es, zwischen Sparkasse und Rathaus sei eine Gruppe eingekesselt, wir machten uns auf den Weg. Einige bekannte Gesichter bei den Grünen, immer wieder Rangeleien zwischen den eingekesselten und der Polizei, die Lage war sichtlich angespannt, aber zu diesem Zeitpunkt waren kaum bzw. keine Ausschreitungen zu sehen. An der Seite wurden BFE Einheiten aufgezogen und wir machten uns ab in Richtung Route der Nazis. Treffpunkt Theater. Am Theater angekommen passierte erstmal ne ganze Weile gar nichts, die Stimmung war ausgelassen und die Bullen wurden angefeuert wenn ihre Wägen mal vor mal zurück breschten ("Mehr Gas, weniger Kupplung", " ... wir singen Scheiss Werder-Bremen", Zu einem Silbernen Auto "Denen ist wohl die Farbe ausgegangen und nichtmal für nen Aufkleber hats Gereicht") Kurzum: Gute Laune, gutes Wetter, gemeinsam Spass haben, aber nicht mehr lange. Von hier waren nun nach einigem Warten die Nasen zu sehen und beinahe im gleichen Moment waren Schreie und Pfiffe von den Seiten zu hören. Massive Polizeieinheiten und eine Reiterstaffel wurden am Anderen Ende des Theaters zusammengezogen und es waren Rangeleien und Wurfgeschosse in der Luft sichtbar, gleichzeitig kam es auf unserer Seite zu der ein oder anderen mehr als brutalen Verhaftung. Mit der Unterstützung von Bürgern die sich unter der Flagge "Ulm gegen Rechts" organisiert hatten wurde hier bspw. eine Schwarz gekleidete Person verhaftet. Verhaftet heißt hierbei, dass ein Bulle auf seinem Kopf kniete, einer auf seinem Hals, und 2 auf seinem völlig verdrehten Körper. Es gab ne kurze Rangelei, dann hatte sich die Situation wieder beruhigt. 
Nach diesen kurzen Auseinandersetzungen ging der Faschozug unter Gejohle, Buh's und allerlei Parolen seinen Weg. Man versuchte ihm zu Folgen aber ein herankommen war nicht möglich da die Polizei fast überall mehrreihige Absperrungen hatte, also bewegte man sich zurück zum Bahnhof. Hier angekommen Standen die Nasen schon wieder "zur Abfahrt bereit" während der komplette Bahnhofsvorplatz vollständig von Gegendemonstranten besetzt war. Die Stimmung war völlig Aggressiv und es flogen ununterbrochen Flaschen oder Steine auf die Bullen die Ihrerseits Tränengas und Pfefferspray einsetzten. Als dann die Beiden Wasserwerfer zum Einsatz kamen und BFE Einheiten aufrückten brach unter den meisten Panik aus. Kurzzeitig wurden Ketten gebildet, die meisten brachen allerdings sofort wieder, da verängstigte Demonstranten hindurchrannten und teile der Kette einfach mitnahmen. Es gab reihenweise Verletzte, wer nicht schnell genug war kam unter die Knüppel und wurde Zerschlagen bis er liegen blieb. Die Notärzte und Krankenwagen waren eigentlich im Dauereinsatz. 

Soviel mal zu Ausschnitten meiner persönlichen Erfahrungen gestern. 
Angemerkt sei 
1: 
Danke an das Bündnis "Ulm gegen Rechts" für seinen massiven Einsatz durch "Bratwurst fressen gegen Rechts" auf dem Münsterplatz. 

2: 
Danke an das Bündnis "Ulm gegen Rechts" das sich gewaltlosigkeit auf die Fahne schreibt, aber offensichtlich kein Problem damit hat wenn irgendwelche Personen die sie noch nie gesehen haben, weil diese eventuell, vielleicht, etc. etc. mal irgendwo, irgendwas geworfen haben von den Bullen zusammengedroschen werden bis sie sich nicht mehr Rühren können, oder auf Arten Verhaftet werden die jeglicher Menschlichkeit entbehren. 

3: 
Danke an Ulms OB Ivo Gönner, der "den Schwarzen Block" mit dem braunen Dreck gleichsetzt. Er hat sich alle mühe gegeben jeden Demonstranten der von der Polizei angegriffen wurde als Terroristen abzustempeln, denn Unrecht könne es in seiner Stadt ja nicht geben - die Taktik ist aufgegangen: Die heutigen Diskussionen in den Foren zeigen, das das Motto ist "der böse schwarze Block hat's versaut und alle anderen waren ja friedlich und die wo von den Bullen auf die Schnauze gekriegt haben hams schon verdient". 
Die meisten die von den Bullen niedergeschlagen wurden hams offensichtlich deswegen verdient, weil sie - als potentielle Strassenkämpfer und Krawallmacher - zu langsam vor den Bullen weggerannt sind. 

4: 
Danke auch an die völlig unreflektierten Diskussionen in denen auch nach der Demo versucht wird sich als besserer Demonstrant der mit der ganzen Gewalt nichts am Hut haben will darzustellen, aber gleichzeitig nach härterem durchgreifen der Polizei schreit. 

5: 
Danke an die Flaschen werfenden Vollidioten die irgendwo aus Reihe 12 ne Flasche nach vorn geschleudert haben und die eigenen Leute am Kopf erwischt haben und danke an die Krawallkids die völlig idiotisch ihre Steine ins Nirvana geschmissen haben aber vor dem ersten BFEler schreiend weggerannt sind und mit für die Panik während der Bahnhofsräumung gesorgt haben. Fickt euch! 

Resumee: 

Einerseits war ich überrascht wieviele Menschen sich an den Protesten bunt und laut beteiligt haben, andererseits war ich enttäuscht und bin wütend wie schnell man von den Leuten für die man am Vortag schläge eingesteckt hat und die man aus der Scheisse gezogen hat, wenn sie aufm Boden lagen als Gewaltverbrecher dargestellt wird. 
Ich bin gespannt, wann Ulm dieses lächerliche Spektakel, das klar die Unfähigkeit der Polizei gezeigt hat wiederholt wird. Die Unfähigkeit die Situation sicher zu halten und zu entspannen. 

Weitere Berichte: 

Bilder: 

1 Kommentar:

  1. Sie können nicht davon ablenken, dass hier in Wahrheit Agenten des Protektorats gegen die Weltarmee gekämpft haben:
    http://klarseher.wordpress.com/2009/05/03/ablenkungsmanover-am-1-mai/
    Die Wahrheit lässt sich nicht unterdrücken!

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